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Samstag, 11. Mai 2024

Funktion und Geschichte einer Wassermühle

Eine Wassermühle, auch Wasserrad genannt, ist ein technisches Bauwerk, in dem ein durch Wasserkraft in Drehung versetztes Rad (Wasserrad) ein Mahlwerk antreibt.

Gelegentlich wird auch von einer Wassermühle gesprochen, wenn mit dem Wasserrad keine Getreidemühle, sondern eine andere Arbeitsmaschine (z.B. ein Sägewerk, ein Hammerwerk oder ein Pochwerk) angetrieben wird. Eine Wassermühle besteht jedoch immer aus den folgenden beiden Komponenten:

  • Ein Wasserrad, das als Kraftmaschine die Energie (potenzielle oder kinetische Energie) des fallenden oder fließenden Wassers in die Energie einer rotierenden Welle umwandelt, und
  • eine Arbeitsmaschine, die über diese Welle angetrieben wird.

Im Gegensatz dazu ist eine Wasserturbine ausschließlich eine Kraftmaschine (Wasser-Kraftmaschine). In Wasserkraftwerken sind zwei Kraftmaschinen hintereinander angeordnet. In der Turbine wird die Energie des bewegten Wassers in Rotationsenergie einer Welle umgewandelt, und diese wird dann mittels eines Generators (elektrische Kraftmaschine) in elektrische Energie umgewandelt und nach außen abgegeben.

Das für den Antrieb benötigte Wasser (Aufschlagwasser) wird normalerweise einem Fließgewässer entnommen. Je nach örtlichen Gegebenheiten sind zur Erhöhung der Fallhöhe und zur Speicherung von Wasser Teiche, Stauwehre, Kanäle oder andere Wasserbauwerke erforderlich.


Geschichte

Wassermühlen sind sehr alte von Menschen genutzte Bauwerke, die nicht durch Muskelkraft von Menschen oder Tieren angetrieben wurden. Durch Wasserkraft angetriebene Schöpfräder zur Bewässerung (Noria) sind bereits aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. aus Mesopotamien bekannt. Erste Mahlmühlen mit Wasserkraftantrieb sind aus dem 3. Jahrhundert v. Chr. aus China belegt. Auch die alten Ägypter, Perser und später die Griechen und Römer verwendeten Wassermühlen, wie es aus einem Gedicht von Antipatros von Thessalonike, einem Reisebericht des Geographen Strabon oder den detaillierten technischen Beschreibungen von Philon von Byzanz oder Vitruv bekannt ist.



Mittelalterliche Darstellung einer Wassermühle


Die Sägemühle von Hierapolis war eine in die zweite Hälfte des 3. Jahrhunderts n. Chr. datierte wasserbetriebene Steinsäge, erstmals mit Kurbelwelle und Pleuelstange. Von Marmorplatten als Wandverkleidung im Haus des Maussolos (gest. 351 v. Chr.) in Halikarnassos berichteten schon Vitruv und Plinius der Ältere. Am Artemis-Tempel von Gerasa (Jordanien) (6. Jahrhundert n. Chr.) wurden die Reste eines wasserbetriebenen Steinsägewerks mit zwei gegenüberstehenden Gattersägen mit je vier Sägeblättern gefunden. 

Bei Barbegal in Südfrankreich wurde ein römischer Mühlenkomplex mit 16 Mühlrädern gefunden, der aus dem 2. Jahrhundert stammt und der über ein Aquädukt versorgt wurde.

Die Römer brachten die Wassermühlentechnik auch nach Deutschland, wie durch einen Fund bei Düren im Rheinland aus der Zeit um Christi Geburt erkennbar ist. In einem Reisebericht Mosella aus dem Jahre 368 erwähnt der römische Beamte Ausonius erste Wassermühlen an Kyll und Ruwer, Nebenflüssen der Mosel. Im fränkischen Volksgesetz Lex Salica aus der Zeit um das Jahr 450 werden Wassermühlen mit Stauwerk (Farinarius) erwähnt. Die ältesten archäologisch nachgewiesenen Wassermühlen in Deutschland sind aus dem 1. Jahrhundert in Düren, aus dem Jahr 156 in Etting sowie eine aus dem im 6. Jahrhundert in der alamannischen Siedlung Mittelhofen bei Lauchheim.

Im Jahr 2005 wurden bei einer archäologischen Ausgrabung im Rotbachtal bei Erftstadt-Niederberg (Nordrhein-Westfalen, Kr. Düren) die Überreste einer im Jahr 833 nach Christus erbauten Wassermühle entdeckt. Das Wasserrad der unterschlächtig betriebenen Anlage konnte zu einem Durchmesser von rund 1,65 m rekonstruiert werden und war mehrere Jahrzehnte in Betrieb.

Ab dem Mittelalter waren Wasserräder als Antrieb von Mahlmühlen und verschiedenen anderen Maschinen in ganz West- und Mitteleuropa bis in den Nord- und Ostseeraum verbreitet.

Mit zunehmender Verbreitung benutzten die Machthaber und Grundherren die Wassermühlen als Einnahmequelle für Steuern. Neben dem Mühlenrecht und dem Mühlenzwang, der für Mühlen mit Antrieben aller Art und insbesondere für Getreidemühlen galt, waren für Wassermühlen noch einige zusätzliche Regularien von Bedeutung: Für die Nutzung des Staurechtes wurde meist eine besondere Abgabe fällig (Wassererkenntnis, Wasserzins…).

Ab dem 17. Jahrhundert fanden wasserkraftgetriebene Maschinen (Wasserkunst) auch starke Verwendung im Bergbau und im vorindustriellen Gewerbe. Mit der Industrialisierung konkurrierten die Wassermühlen, wie auch Wind- und Göpelmühlen, zunehmend mit flexibel einsetzbaren und leistungsfähigen Dampfmühlen, mit Verbrennungsmotoren und schließlich mit elektrisch angetriebenen Mühlen. Die industriellen Großmühlen verdrängten mehr und mehr die kleinen klassischen Handwerksmühlen; diese wurden unwirtschaftlich, so dass es Ende des 19. Jahrhunderts zu einem „Mühlensterben“ kam.



Francis-Turbine der Firma „Gebrüder Ruch G.m.b.H. Oberkirch (Baden)“


Mit der zunehmenden Elektrifizierung stellten diejenigen Wassermühlen, die in Betrieb blieben, ihren Wasserkraftantrieb vielfach vom Wasserrad auf eine der neu entwickelten, effektiveren Wasserturbine um, die mittels eines Generators Strom für den Antrieb der elektrischen Maschinen in der Mühle erzeugte (turboelektrischer Antrieb). Überschüsse konnten in das elektrische Netz eingespeist werden. Letztere Funktion war häufig der Hauptzweck, nachdem die Müllerei aufgegeben wurde; die ehemalige Wassermühle wurde so zum reinen Wasserkraftwerk.

Nachdem bereits viele Wasser- und Windmühlen stillgelegt und abgerissen waren, besann man sich in der Mitte des 20. Jahrhunderts auf die Bedeutung dieser Bauwerke als Technikdenkmal. Ein Teil der Mühlen konnte so in mehr oder weniger ursprünglichem Zustand als Technikmuseum oder für andere Zwecke (oft als Restaurant o. ä.) erhalten werden.

Seit Ende des 20. Jahrhunderts werden historische Wassermühlen im Zuge der verstärkten Bedeutung der klimaneutralen erneuerbaren Energien verstärkt wiederbelebt und zu Kleinwasserkraftwerken umgenutzt. Die Basis hierfür bilden moderne Wasserräder, die den historischen Charakter der Mühle erhalten und so dem Denkmalschutz gerecht werden, die aber in ihrer Effektivität den Wasserturbinen kaum nachstehen.


Aufbau und Technik

Bestimmend für die erreichbare Leistung einer Wassermühle sind die Fallhöhe, die Fließgeschwindigkeit, die Wassermenge und der Wirkungsgrad.

Ein Wassermühlenbauwerk besteht meist aus drei Teilen, die nachfolgend erläutert werden:

  • Wasserbauwerke zur Führung und Speicherung des Aufschlagwassers
  • Antrieb bestehend aus Wasserkraftmaschine (Wasserrad, Wasserturbine) und der Kraftübertragung zur Arbeitsmaschine
  • Produktionsanlage (Mühle im engeren Sinne) mit den Mahlwerken oder sonstigen Arbeitsmaschinen

Wasserbauwerke


Die einfachste Form der Wassermühle ist die, bei der die Mühle direkt an das Ufer des antreibenden Fließgewässers platziert wird, ohne dass dessen Lauf verändert wird. Die Mühle kann im Extremfall sogar als Schiffsmühle auf der Wasseroberfläche schwimmen. Das Wasser wird weder umgeleitet noch aufgestaut, das Wasserrad taucht nur mit den Schaufeln an der Unterseite ins Wasser ein (tief- oder unterschlächtiges Mühlrad). Solche Mühlen sind aber nicht sehr leistungsfähig und sie verlangen entsprechend nach einem breiten Mühlrad und einem größeren Fluss, der stets genügend Wasser führt.



Unterschlächtiges Wasserrad


Um Wassermühlen auch an Wasserläufen mit wenig Wasser oder mit geringem Gefälle errichten zu können, ist es notwendig, die Kraft des Wassers zu verstärken, indem die Fallhöhe und somit der Impuls/Druck des Aufschlagwassers vergrößert wird. Das Wasserrad wird seitlich auf Höhe der Welle (mittelschlächtig) oder von oben (oberschlächtig) mit dem Kraftwasser beaufschlagt.

Die Erhöhung der Fallhöhe geschieht entweder dadurch, dass ein Teilstrom des antreibenden Wasserlaufes von ihm abgezweigt wird und in einem Kanal (häufig „Mühlengraben“ genannt), seltener auch über ein aufgeständertes Gerinne oder einen unterirdischen Stollen mit geringerem Gefälle parallel geführt wird. Wenn die gewünschte Höhendifferenz erreicht ist, wird das Wasser über das Mühlrad geführt und dem Wasserlauf wieder zugegeben.

Die andere Möglichkeit, die Fallhöhe zu erhöhen, ist es, den Wasserlauf durch einen Staudamm oder ein Wehr aufzustauen. Die Staustufe, auch Mühlenstau genannt, hat neben der Erhöhung der Fallhöhe auch den positiven Effekt, dass im Stausee (Mühlenteich) Wasser gespeichert wird, das bei Bedarf abgerufen werden kann. So ist die Mühle in Zeiten, in denen der speisende Wasserlauf wenig Wasser führt, weniger vom Wasserstand abhängig.

Insbesondere im Bergbau wurde für die Speicherung und Führung des Kraftwassers für die Wasserkünste hoher Aufwand getrieben und es wurden teilweise weitverzweigte Systeme aus Stauseen (Kunstteichen), Kanälen (Kunstgräben) und Stollen (Rösche, Wasserlauf) angelegt. Bekannte Beispiele für solche Systeme sind das Oberharzer Wasserregal oder die Freiberger Revierwasserversorgung.


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Dienstag, 7. Mai 2024

Geschichte Henckemühle


Die Henckemühle wird 1361 und nochmals 1530 {*1} urkundlich erwähnt. 

Sie liegt in einem Bruchwäldchen an der Heiligenloher Beeke. Das kleine zweigeschossige Gebäude mit einem Untergeschoss aus Backsteinmauerwerk und einem Obergeschoss aus Fachwerk stammt aus dem 19. Jahrhundert. Es ist allerdings, nachdem Anfang der 1950er Jahre das Wasserrad entfernt und das Gebäude bis in die 1960er Jahre bewohnt wurde, in den 1970er Jahren instand gesetzt und geringfügig erweitert worden.

Es dient derzeit einer Jugendfördereinrichtung. Mühlentechnische Einrichtungen und das Grundwerk sind restlos entfernt worden.

Die erste urkundliche Erwähnung der Henckemühle aus dem Jahre 1366 findet sich in einem Heberegister des Klosters Herford. 1519 taucht sie im Steuerregister der Grafen von Hoya auf, muss also zwischenzeitlich den Eigentümer gewechselt haben.


Die Mühle gehörte zu einem Vollmeierhof, der immer noch etwa 150 m östlich außerhalb der Beekeniederung an der Geestkante liegt. Pächter der Mühle waren zeitweilig die Amtsschreiber aus Ehrenburg und ab 1720 der Küster und Schulmeister aus Heiligenloh, dessen Nachkommen Hof und Mühle durch Ablösung erwarben.


1798 habe die Mühle nach Manecke einen Mahlgang besessen, und 1857 gab es bereits deren drei, je einen für Weizen, Roggen und Graupen, und ein unterschlächtiges Wasserrad mit einem Durchmesser von 5,07 m und einer Breite von 0,73 m. Wie auch die Müller der Harmsmühle hatten die Henckemüller häufig Streit mit den Oberliegern, deren Wiesen bei entsprechender Stauhaltung zur Unzeit überschwemmt wurden und dann zum Heuen oder Weiden unbrauchbar waren.

*1 Meyer, W.: Wind- und Wassermühlen im Landkreis Diepholz, in: Zwischen Hunte und Weser, Mai 1992, S. 22.



Ehemalige Windmühle

Direkt neben seiner- Hofstelle, dort, wo sich die Geest aus der Beekeniederung erhebt, ließ der Hencke- Müller 1874 eine schlanke Galerieholländermühle mit Steert und Segelgatterflügeln erbauen. Schon seit 1840 bemühten sich die Heiligenloher Wassermüller erfolglos, wegen des zeitweilig dürftigen Wasserdargebots der Heiligenloher Beeke eine Windmühle zu errichten. 1865 erhielten die beiden Müller Harms (Harmsmühle) und Meyer (Henckemühle) die Genehmigung zur Verwendung von „Hilfstriebmitteln". 


Harms baute daraufhin eine Dampfmaschine und Meyer die Windmühle. Bereits 1910 war sie nicht mehr in Betrieb, denn ein großer Teil der Mühlentechnik wurde an die gerade abgebrannte Fesenfeld-Mühle in Beckeln bei Harpstedt als „Wiederaufbauhilfe" verkauft. 1920 wurde der Stumpf aus Backsteinmauerwerk abgebrochen.

Nachbarmühlen


Wassermühle Heiligenioh (Harms)

Die Gebäudesubstanz des letztes Mühlengebäudes von 1796, derzeit Wohnhaus, lässt mit dem Aufzugserker an der straßenseitigen Traufseite und der Lage an einer Böschung noch die ehemalige Wassermühle erahnen. Der Lauf der Heiligenloher Beeke ist inzwischen verlegt worden. Das Gebäude liegt nicht mehr am Wasser. Schon im Jahr 1350 tauchen der spätere Reitmeierhof zu Heiligenloh und die zugehörige Mühle in einem Güterregister der Hoyaer Grafen auf.


1581 soll die Mühle nur einen Mahlgang besessen haben, aber immerhin über 14 Zentner Roggen an Mahllohn eingebracht haben. J. R Holtzermann, Pächter seit 1774, baute 1796 die Mühle grundlegend um. Ein noch vorhandener Inschriftstein bezeugt dieses Ereignis. Nach Manecke besaß die Mühle 1798 nur einen Grindel. 1815 wollte der Mühlenbesitzer sich von der Wassermühle trennen und eine Windmühle bauen. Das Vorhaben kam jedoch wegen der von der Königlich-Hannoverschen Kammer geforderten Rekognitionsgebühr nicht zur Ausführung.

1854 ging das gesamte Besitztum mit Hof und Mühle für 30.000 Taler an G. D. Harms. 1863 besaß die Mühle wie die Henckemühle drei Gänge, je einen für Weizen, Roggen und Graupen, angetrieben von einem großen unterschlächtigen Wasserrad mit einem Durchmesser von 18 Fuß, 4 Zoll (circa 5,35 m). 1865 stellte Harms mit der Inbetriebnahme einer Dampfmaschine den Wasserradbetrieb ein (siehe auch Henckemühle). Zur Mühle gehörten eine Schnapsbrennerei, die Vereinigte Gutsbrennerei von 1875 an der Bockstedter Straße, für die ebenso geschrotet wurde wie für die Brauerei der Witwe Bollweg.


Twistringen-Köbbinghausen-Hohnholz

Die Wassermühle zu Hohnholz ist auf dem Urmesstischblatt Nr. 3117 noch dargestellt, jedoch nicht direkt an der Delme, sondern etwa 200 m östlich. Otto Bach schreibt, dass zwischen 1865 und 1870 eine Wassermühle von Wilhelm Grashorn angelegt wurde, die ihr Triebwasser nicht aus der Delme bezog, sondern aus Quellen und Oberflächenwasser der Umgebung, die ihren Stauteich speisten. Die Mühle diente der Kornvermahlung und als Antrieb für Dreschmaschinen, war aber so wenig effizient, dass bald in Ergänzung ein Pferdegöpel eingerichtet wurde und schließlich zunächst ein Diesel- und dann ein Elektromotor eingesetzt wurden.

Die urkundliche Nennung einer Wassermühle aus dem Jahre 1570 bezieht sich wahrscheinlich auf einen anderen Standort in Köbbinghausen. 1742 wurde sie nochmals indirekt genannt, jedoch schon 1751 wird behauptet, dass der Müller Ahrend Kunst sie „wegen Mangels an Mahlaufträgen langsam zerfallen lasse".

Bereits 20 Jahre später wird bei „Hoenholte" (Hohnholz) wiederum eine Wassermühle erwähnt (Münsteraner Brandkataster), möglicherweise der Vorläufer der oben genannten Hohnholzer Mühle. Der Müller wurde 1805 „wegen toller Unternehmungen davongejagt". Schon 1798 schreibt Manecke von einer Windmühle in Köbbinghausen- Hohnholz.

Die 1806 einem J. H. Hunholt erteilte Konzession für eine Windmühle bezog sich zunächst nur auf einen Öl- und einen Beutelgang, wurde aber während der Franzosenherrschaft unter dem Recht des Code Napoleon erweitert um einen Graupen- und einen Kornmahlgang. Wegen Nachforderungen nicht gezahlter Rekognitionen kam der Nachfolger in wirtschaftliche Bedrängnis und ging 1832 in Konkurs.

Nach einem Inventarverzeichnis der inzwischen Grashorn'schen Mühle aus dem Jahre 1865 war es eine achtkantige Holländermühle, strohgedeckt, mit einer (Turm-) Höhe von 1 5,10 m und einer gewaltigen Flügelflucht von 28,70 m. Diese Daten lassen auf einen Erdholländer schließen. Auf dem Urmesstischblatt ist die Mühle schon nicht mehr dargestellt. Jedoch sollen beim Pflügen östlich der Hofstelle gelegentlich Mauerreste an einer Stelle zutage treten, die die Flurbezeichnung „Hohnholz Mühle" besitzt.


Neuenmarhorst, Holländerwindmühle Meyer

150 m südlich der Landstraße von Twistringen nach Goldenstedt am östlichen Rand der Ortslage von Neuenmarhorst befand sich die Holländerwindmühle des Vollmeyers Johann Albert Meyer, genehmigt für den eigenen Bedarf. Sie muss relativ klein gewesen sein, denn die Flucht der Segelgatterflügel betrug nur 53 Fuß (circa 15,70 m). Im Jahr 1858 muss sie bereits einige Jahre gestanden haben, denn im November jenen Jahres reichten Müller der Umgebung Klage beim Amt Ehrenburg gegen Meyer ein, weil er entgegen seiner Konzessionsbedingungen fremde Mahlgäste bedient hatte. Meyer erhielt die Androhung einer Geldstrafe. Er indessen drehte den Spieß um und beantragte für seinen Roggenschrotgang und den Graupengang eine unbeschränkte Konzession, denn mit der Produktion von Roggenschrot für den eigenen Bedarf zum Brotbacken und für die kleine Schnapsbrennerei war die Mühle nicht ausgelastet.

Meyers Antrag und der gleichzeitige ähnliche Antrag des Müllers der Harmsmühle in Heiligenloh (siehe dort) veranlassten das Amt Ehrenburg zur Anfertigung eines Gutachtens über vorhandene Mahlkapazitäten sowie den Bedarf. Das Gutachten von 1863 stellte einen Fehlbedarf fest und das Amt
genehmigte 1864 die beantragte Konzessionsänderung gegen Zahlung einer jährlichen Rekognition.

1890 wurde die Mühle verpachtet und 1906 vom Enkel des Erbauers aufgegeben. Stattdessen erbaute dieser unfern eine zweigeschossige Motormühle mit Benzolmotor, die bis etwa 1965 arbeitete und dann abgerissen wurde.


Twistringen-Rüssen Essemühle

Die Essemühle an der Heiligenloher Beeke, die an der Mühle über einen Sohlabsturz von 2,50 m1 abfließt, muss ein alter Mühlenstandort sein. Hier soll der Sachsenherzog Wittekind nach der verlorenen Schlacht bei Osnabrück gegen Karl den Großen Zuflucht gefunden haben. Das Ensemble aus der alten Mühle mit jüngeren An- und Umbauten, dem Haupthaus des Mühlenhofs am Stauweiher und dem Niederungswald, in dem die Heiligenloher Beeke weiter in Richtung Hunte fließt, sowie Scheunen, Ställen und Schuppen ist beeindruckend. Es besteht kein Denkmalschutz.


Nach O. Bach wurde die Essemühle erstmals 1529 in einem Register des Propsteiguts des Alexanderstifts in Wildeshausen erwähnt. Der Mühlenhof war dann ein Reitmeierhof der Diepholzer Grafen. Im letzten Jahr des Dreißigjährigen Kriegs plünderte ein marodierender schwedischer Reiterhaufen das Anwesen und ermordete den Müller. Aber schon 1653 führte man einen Neubau auf, gezimmert in Steyerberg. Die Essemühle fand 1768 mit anderen Mühlen der Region Erwähnung. Nach einem Gutachten von 1857 trieb in der Essemühle ein unterschlächtiges Rad mit den Maßen Durchmesser x Breite = 17 Fuß, 4 Zoll (circa 5,06 m) x 3 Fuß, 6 Zoll (1,03 m) einen Roggen- und einen Weizengang mit Steindurchmessern von 1,46 m (5 Fuß) an.

Das jetzige Gebäude der Essemühle ist Ergebnis einer Modernisierungsmaßnahme aus dem Jahre 1891, bei der auch eine Francis-Turbine eingebaut wurde. Ein Firmenschild der Paderborner Firma Atorf & Propfe (vergleiche Bassum, Stiftsmühle und Hemsloh- Rodemühlen) könnte einem späteren Zeitpunkt zuzuordnen sein. Die Turbine diente ab 1908 auch der Stromerzeugung für den Eigenbedarf und für Höfe der näheren Umgebung3 bis hin nach Drentwede (Hof Uhlhorn). Zur Stabilisierung der zu erzeugenden Strommenge errichtete man eine Dampfmaschinenanlage mit zwei Kesseln in einem Maschinenhaus, das zum Teil noch besteht. Der Schornstein ist wegen Baufälligkeit abgebrochen worden. Bis 1959 war das Elektrizitätswerk in Betrieb, obwohl seit 1925 die NIKE (Niedersächsische Kraftwerke AG) beim Aufbau ihres eigenen Stromnetzes versuchte, den Kleinproduzenten Essemühle zu vereinnahmen.


Derzeit wird in der Essemühle mit einer 11-KW-Ossberger Durchströmturbine Strom erzeugt. Der Mühlenbetrieb liegt still. Die Ausstattung der Getreidemühle ist jedoch noch in wesentlichen Teilen erhalten: von einem Liegenden formschlüssigen Vorgelege aus wurden ehemals über Kegelrad- Winkelgetriebe drei Mahlgänge mit Steindurchmessern von 1,40 m angetrieben. Zwei Mahlgänge und ein Steinkran sind noch vorhanden. Es gibt einen Wurfsichter, eine kleine Schrotmühle, eine Mischeranlage, Kornspeicher und einen Elevator. Das zum Teil noch sehr alte Fachwerk des Obergeschosses des kleinen Gebäudes ist mit Lehmstakung ausgefacht.


Twistringen-Rüssen Knochenmühle des Essemüllers

Wenige hundert Meter bachabwärts baute sich der Essemüller 1865-1869 eine Knochenmühle an der Heiligenloher Beeke. Das phosphorhaltige Knochenmehl begann in der Jahrhundertmitte als Volldünger ein begehrtes Handelsobjekt zu werden. Der Absatzerfolg des Vollmeiers Behrens aus dem benachbarten Natenstedt, der Knochenmehl seit 1841 mit einer Göpelmühle herstellte, mag dem Essemüller Anreiz für sein Vorhaben gewesen sein. 1881 ergänzte er die Technik des Kollergangs durch ein Knochenstampfwerk, 1883 den Wasserradantrieb durch eine Dampfmaschine und 1885 durch einen Kessel zum Dämpfen und Aufbereiten der Knochen. Nach dem Ersten Weltkrieg stillgelegt, verfiel die Anlage. Es gibt nur noch Fundamentreste.

Twistringen-Rüssen Ehemalige Windmühle Grieme

Südlich der Ortslage von Rüssen und der nahe gelegenen Heiligenloher Beeke ließen sich die Brüder Grieme um 1885 eine Wallholländermühle mit Steert und Segelgatterflügeln bauen. Die Müller hatten ihre Kundschaft westlich der Hunte in Goldenstedt und Varenesch und bedienten sie dort mit dem eigenen Pferdefuhrwerk. Nach 1918 ist die Mühle abgebrochen und nach 1970 der Wall eingeebnet worden.






Quelle: https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/adn_h40/0146/text_ocr



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Samstag, 4. Mai 2024

Kreiszeitung 2024-04-10

Tag der offenen Tür bei der Henckemühle am 1. Mai


Stand:10.04.2024, 10:52 Uhr

("Gregor Hühne", Kreiszeitung Link, Notiz Webmaster)


„Es ist ganz viel passiert“, sagt Christian Abraham vom Förderverein und wirbt am Montag für den Erhalt des historischen Gebäudes, das ein rund 700 Jahre altes Fundament besitzt. Bis Anfang Mai wollen sie noch „klar Schiff machen“, und sind dabei auf Kurs.

Ort der Begegnung: Die Henckemühle in Twistringen-Heiligenloh
( © Gregor Hühne )

Rund 25 Vereinsmitglieder kümmern sich um die Renovierung des Gebäudes, das vor etwa 150 Jahren tatsächlich eine echte Wassermühle war. Nun will der Verein die Resultate seiner liebevollen Arbeit mit Stolz präsentieren. Zeigen, dass etwas passiert und neugierig machen, nennt es Abraham.

Christian Abraham vom Vereinsvorstand präsentiert die fortgeschrittenen Innenarbeiten der Henckemühle ( © Gregor Hühne )

Der Förderverein der Henckemühle in Twistringen- Heiligenloh lädt zum Tag der offenen Tür am 1. Mai von 14 bis 18 Uhr. „Wir wollen zeigen, dass etwas passiert und neugierig machen“, sagt Vereinsvorstandsmitglied Christian Abraham.

Twistringen – Idyllisch steht sie da im Wald an der Heiligenloher Beeke: die Henckemühle. Nach dem wüsten Jahresstart, bei dem ein Baum auf das Fachwerkgebäude fiel und ein Ast einen Teil der Balkonüberdachung zerstörte (wir berichteten), geht es nun vorwärts. Der Förderverein lädt zum Tag der offenen Tür am 1. Mai von 14 bis 18 Uhr. 

Er dankt auch der tatkräftigen Unterstützung durch die Firma Hoffmann aus Wildeshausen. „Ziemlich unkompliziert waren die immer zur Stelle und nah am Patienten“, berichtet er. Das Vorstandsmitglied zeigt unter anderem den Toilettenbereich und richtet den Blick auf die Decken und Türzargen. Hier wurde verputzt, gestrichen und montiert. Ein paar Feinheiten wie Lampen sollen noch bis zum Tag der offenen Tür folgen.

Aber von vorn. Vor einem Jahr erlitt die Henckemühle einen massiven Wasser-schaden. Im Winter barst eine alte Wasserleitung. Kaum ein Quadratzentimeter groß sei die Leckage gewesen, durch die das Wasser drang und Böden und Wände des Gebäudes aufquellen ließ.

 

Christian Abraham dankt der Hilfe
durch einen Unbekannten

 
Fünf Bäume fällte die Stadt nach dem Baumsturz im Frühjahr neben der Henckemühle. Ein „kleines Mysterium“ entwickelte sich anschließend, so Abraham. Ein unbekannter Helfer aus dem Dorf reparierte eigenmächtig im Sinne des Vereins das Gebäude. Es wurden beispielsweise marode Dachziegel getauscht sowie ein Teil der kaputten Balkon-Überdachung fein säuberlich herausgesägt. Zwei Stapel neuer Dachpfannen des Helfers liegen aktuell auf dem Balkon. „Ein Dorfbewohner hilft durch physische Arbeit“, sagt Abraham. „Wir würden gern Danke sagen.“
 
Für weitere offizielle Mitstreiter ist der Verein offen, sagt Abraham. Jeder, der möchte, könne mitmachen oder Mitglied werden. Möglicherweise finden Interessierte ihren Weg am 1. Mai zur Henckemühle und lassen sich dort begeistern, um mit anzupacken.
 
Damit Besucher der Henckemühle den Weg auch nachts sicher nach Hause finden, wünscht sich Abraham mehr Beleuchtung. Eine öffentliche Laterne steht vor dem Gebäude, „wir haben noch nicht herausgefunden, in welchem Rhythmus sie geschaltet ist“, so Abraham, der die Zusammenarbeit mit der Stadt Twistringen ansonsten lobt.
  
Die Henckemühle gehört dem Verein „Freunde und Förderer der Mühle Heiligenloh“. Ob der Vereinsname so bleibt, stehe laut Abraham noch nicht fest. Am Tag der offenen Tür will der Verein erst mal Ideen von Besuchern sammeln, mit welchen Angeboten es an dem Ort weitergehen kann. Der soziale Aspekt könne im Mittelpunkt stehen.
 
In der Vergangenheit gab es das Kürbisfest, Schaustellermärkte und Feten, erinnert Abraham, der aus Twistringen stammt und die Mühle seit seiner Jugend kennt. Auch eine Intention, wie er sagt, den Ort für seine Kinder und andere zu erhalten. Abraham ist stolz auf das Juwel der Ortschaft Heiligenloh. „Die Idee ist“, so erzählt es Abraham mit einem Lächeln, dass die Henckemühle „die kleine Schwester der Alten Ziegelei wird“.

An weiteren Projekten bestehe derweil kein Mangel, findet Abraham und weist auf die mittlerweile morsche Balkon-Beplankung hin. „Es ist alles machbar. Mit einem guten Team kriegt man das hin. Nicht von heute auf morgen, aber das ist nicht der Punkt“, gibt sich der Mann, der selbst aus dem handwerklichen Bereich stammt, optimistisch: „Wir gucken nach vorn und haben Ideen.“

Es ist alles machbar. Mit einem guten Team kriegt man das hin.
Nicht von heute auf morgen, aber das ist nicht der Punkt.

Christian Abraham, Vorstandsmitglied des Vereins „Freunde
und  Förderer der Mühle Heiligenloh“

Die Henckemühle gehört dem Verein „Freunde und Förderer der Mühle Heiligenloh“. Ob der Vereinsname so bleibt, stehe laut Abraham noch nicht fest. Am Tag der offenen Tür will der Verein erst mal Ideen von Besuchern sammeln, mit welchen Angeboten es an dem Ort weitergehen kann. Der soziale Aspekt könne im Mittelpunkt stehen.

In der Vergangenheit gab es das Kürbisfest, Schaustellermärkte und Feten, erinnert Abraham, der aus Twistringen stammt und die Mühle seit seiner Jugend kennt. Auch eine Intention, wie er sagt, den Ort für seine Kinder und andere zu erhalten. Abraham ist stolz auf das Juwel der Ortschaft Heiligenloh. „Die Idee ist“, so erzählt es Abraham mit einem Lächeln, dass die Henckemühle „die kleine Schwester der Alten Ziegelei wird“.
 
An weiteren Projekten bestehe derweil kein Mangel, findet Abraham und weist auf die mittlerweile morsche Balkon-Beplankung hin. „Es ist alles machbar. Mit einem guten Team kriegt man das hin. Nicht von heute auf morgen, aber das ist nicht der Punkt“, gibt sich der Mann, der selbst aus dem handwerklichen Bereich stammt, optimistisch: „Wir gucken nach vorn und haben Ideen.“


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